Chronische Schmerzen
Chronisch krank zu sein ist ein Vollzeitjob.
Ich bin sozusagen Patient von Beruf.
Wo kann ich mein Gehalt abholen?
@fibrofee
Akute und chronische Schmerzen
Die Schmerzen, die gekommen sind, um zu bleiben, unterscheiden sich von denen, die wieder vorübergehen. Akute Schmerzen (z.B. ein Beinbruch) und chronische Schmerzen, sind komplett VERSCHIEDENE Krankheitsbilder. Bei beiden Krankheitsbildern spielen biologische, psychische und soziale Faktoren eine Rolle, aber die Entstehung und die Behandlung der Schmerzen sind unterschiedlich. Das wichtigste Diagnosekriterium für chronische Schmerzen ist, dass die Schmerzen länger als drei Monate anhalten (IASP 2023). Aber nicht nur die Dauer ist entscheidend, schreibt der Psychologe Josef Giger-Bütler: «Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die ihre „gesunde“ Warnfunktion verloren haben und die zu einer massiven Verminderung der Lebensqualität führen». Oft startet das Ganze mit akuten Schmerzen, nicht selten mit einem klar definierbaren Ereignis, wie eine Verletzung, ein Unfall, eine Operation oder eine Entzündung.
So wie bei diesem Beispiel: Renata bückt sich. Heute will sie endlich den Garten auf Vordermann bringen! Als sie einen schweren Topf hochhebt, passiert es: Ein stechender Schmerz schiesst ihr in den Rücken. Nach einigen Tagen geht sie zum Arzt, der nach einer erfolglosen Behandlung in der Physiotherapie ein MRT veranlasst. Auf dem MRT ist nichts gravierendes zu sehen, ihr Rücken sieht gesund aus. Doch die Schmerzen bleiben und werden chronisch. Doch warum?
Akute und chronische Schmerzen
In der ganzheitlichen Medizin braucht man zur Erklärung das Fassmodell. Man stellt sich den Menschen als Fass vor (nur hypothetisch 😉). Als Baby ist das Fass praktisch leer. Im Verlaufe des Lebens wird das Fass mit allem gefüllt, was den Menschen belastet: Stress, Infektionen, Traumas, Narben, Mobbingerfahrungen, ungesunde Ernährung, Parasiten, ungünstige Umweltbedingungen usw. Ist es fast voll, reicht etwas Kleines – wie das Anheben eines Blumentopfs – und es überläuft. Oder wie es der Schmerzmediziner Roland Schreiber formuliert: «Schmerzen können durch eine «grosse» Belastung entstehen, die das praktisch leere Fass füllt, oder aber durch die Summe vieler «kleiner» Belastungen, die im Einzelnen unserer Aufmerksamkeit vielleicht sogar entgehen.»
Bio-psycho-soziales Modell
Bei der Entstehung von chronischen Schmerzen spielen also nicht nur biologische, sondern auch psychologische, soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle. In der Medizin spricht man vom
bio-psycho-sozialen Modell. Chronische Schmerzen haben oft keine klare Ursache und sprechen deshalb auch nicht auf die gleichen Therapien an wie akute Schmerzen.
Das Problem ist, dass sowohl Patienten und auch viele Ärzte aufgrund ihrer Erfahrungen mit akuten Schmerzen weiterhin nach einer (nicht mehr vorhandenen) körperlichen Ursache suchen. Diese verengte Sichtweise, die nur noch den Schmerz im Fokus hat, führt zu einer Ärzte-Odysse, die von einem Spezialisten zum nächsten führt, immer in der Hoffnung auf eine Diagnose. Manchmal finden die Ärzte tatsächlich Hinweise auf mögliche Ursachen und schlagen eine Behandlung vor. Der Patient ist erleichtert, endlich eine Lösung präsentiert zu bekommen und wagt wieder zu hoffen. Wenn die Behandlung dann gar nicht oder nur kurzzeitig anschlägt, werden alle Hoffnungen zerschlagen und der Patient fühlt sich hilfloser als zuvor (Kröner-Herwig 2017).
Statt chronische Schmerzen nur auf der biologischen Ebene zu behandeln, ist es sinnvoll, dafür zu sorgen, dass es wieder mehr Platz im Fass gibt. Auch wenn man dann nicht direkt an den Schmerzen «arbeitet» kann man eine lindernde Wirkung erzielen, wenn man beispielsweise Stress reduziert oder auf eine ausgewogene Ernährung umstellt (Schreiber 2021, S.20).
Bio-psycho-soziales Modell
Bei der Entstehung von chronischen Schmerzen spielen also nicht nur biologische, sondern auch psychologische, soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle. In der Medizin spricht man vom bio-psycho-sozialen Modell. Chronische Schmerzen haben oft keine klare Ursache und sprechen deshalb auch nicht auf die gleichen Therapien an wie akute Schmerzen.
Das Problem ist, dass sowohl Patienten und auch viele Ärzte aufgrund ihrer Erfahrungen mit akuten Schmerzen weiterhin nach einer (nicht mehr vorhandenen) körperlichen Ursache suchen. Diese verengte Sichtweise, die nur noch den Schmerz im Fokus hat, führt zu einer Ärzte-Odysse, die von einem Spezialisten zum nächsten führt, immer in der Hoffnung auf eine Diagnose. Manchmal finden die Ärzte tatsächlich Hinweise auf mögliche Ursachen und schlagen eine Behandlung vor. Der Patient ist erleichtert, endlich eine Lösung präsentiert zu bekommen und wagt wieder zu hoffen. Wenn die Behandlung dann gar nicht oder nur kurzzeitig anschlägt, werden alle Hoffnungen zerschlagen und der Patient fühlt sich hilfloser als zuvor.
Statt chronische Schmerzen nur auf der biologischen Ebene zu behandeln, ist es sinnvoll, dafür zu sorgen, dass es wieder mehr Platz im Fass gibt. Auch wenn man dann nicht direkt an den Schmerzen «arbeitet» kann man eine lindernde Wirkung erzielen, wenn man beispielsweise Stress reduziert oder auf eine ausgewogene Ernährung umstellt.
Integratives Behandlungsmodell
Der Schmerzmediziner Roland Schreiber beschreibt in seinem Buch "Dem Schmerz die Stirn bieten" das integrative Behandlungsmodell mit seinen sieben Ebenen, auf denen man chronische Schmerzen behandeln kann:
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Anatomische Ebene: Dazu gehört alles, was auf die Mechanik des Körpers wirkt, wie z.B. chirurgische Eingriffe, Physiotherapie, Infiltrationen, Trainingstherapie oder Neurostimulatoren.
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Biochemische Ebene: Hier geht es um das Zusammenspiel von Vitaminen und Spurenelementen. Unterstützen können hier Ernährungsberatung, Entgiftungsmethoden und die orthomolekulare Medizin.
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Informationsebene: Hier geht es um die Programmierung des Nervensystems und des Gehirns, die man mit der Neuraltherapie - bzw. gezielten Infiltrationen - versucht zu verändern.
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Energieebene: Therapien der Komplementärmedizin können das Schmerzniveau positiv beeinflussen.
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Psychische Ebene: Schmerz hat immer einen Einfluss auf die Psyche und die Psyche hat einen Einfluss auf die Schmerzen. Hier hilft das Wissen über Schmerzen (Patientenedukation) und verschiedene Formen der Psychotherapie.
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Glaubensebene: Durch unsere Erfahrungen entwickeln wir ein bestimmtes Bild von uns selbst und der Welt, in der wir leben. Diese Glaubenssätze können sich auf auf Schmerzen auswirken. Hier kann man mit Hypnose, Neurolinguistischem Programmieren oder nur schon dem Aufdecken dieser Glaubenssätze gegensteuern.
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Umwelt, Gesellschaft: Wir leben nie in einem geschlossenen System. Die Kultur, in der wir leben, Umwelteinflüsse, die Beschleunigung der Wirtschaft, der Druck, dem wir ausgesetzt sind, unsere Beziehungen beeinflussen uns und können krank machen. Deshalb ist es wichtig auch dort genau hinzuschauen. Hier können Ergotherapie, Psychotherapie oder auch Paartherapie helfen.
Eine weite Bandbreite an möglichen Behandlungen. Eine Behandlungsmöglichkeit, die im deutschsprachigen Raum noch nicht sehr bekannt ist, heisst Pain Reprocessing Therapy.
Sie setzt dort an, wo bei chronischen Schmerzen mutmasslich entstehen, nämlich im Gehirn...