
SCHREIBEN
Wenn man loslegt,
dann ist es unaufhaltbar.
Es fliesst einfach heraus,
wenn man die eigene Wahrheit darin entdeckt.
Laura Malia Seiler
Warum schreiben?
Beim Schreiben kannst du dein Gehirn einerseits beruhigen und andererseits neu ausrichten. In den letzten 20 Jahren zeigten Studien ganz klar den positiven Einfluss vom Schreiben auf die physische und emotionale Gesundheit.
Hier stelle ich zwei Techniken vor, die bei chronischen Schmerzen besonders sinnvoll sind: Expressives Schreiben und JournalSpeak. Bei beiden gilt: Mach eine Gewohnheit draus und nimmt dir, wenn möglich, täglich einige Minuten Zeit zum Schreiben.

Expressives Schreiben
Lass alles raus! Darum geht es beim expressiven Schreiben. Du sollst nichts zurückhalten und alles aufschreiben, was dir gerade durch den Kopf geht. Es hilft dir dabei, Emotionen und schwierige Erlebnisse zu verarbeiten und reduziert Stress, was sich wiederum positiv auf die Schmerzen auswirkt.
So funktioniert’s
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Arbeite mit Papier und Stift. Schreibe unzensiert alles auf, was dir durch den Kopf geht. Grüble nicht über Formulierungen, sondern schreibe frei von der Leber weg. Niemand wird lesen, was du geschrieben hast.
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Bist du fertig, dann zerstöre, was du geschrieben hast. Zerreissen, verbrennen, aufessen – alles ist erlaubt 😉
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Mach das jeden Tag ein bis zwei Mal für fünf bist fünfzehn Minuten. Mach daraus eine Gewohnheit, so ähnlich wie Zähneputzen.
JournalSpeak
JournalSpeak wurde von Nicole Sachs erfunden und richtet sich spezifisch an Personen mit chronischen und vor allem neuroplastischen Schmerzen. Beim JournalSpeak schreibst du während 20 Minuten über ein bestimmtes Thema, das Stress und Angst und damit Schmerzen auslösen kann.
Vorbereitung: Beginne mit drei Listen.
1 Vergangene Stressoren
Auf diese Liste gehören alle Erlebnisse aus der Vergangenheit, einschliesslich Kindheit und Jugendzeit, die Stress verursacht haben. Das können Ereignisse sein, die bei dir Angst, Wut, Schuld, Scham oder andere negative Gefühle ausgelöst haben. Dazu gehören zum Beispiel: Mobbing, Vernachlässigung, Streit mit Geschwistern, Krankheit, Sucht, Scheidung oder Eheprobleme, psychische Erkrankungen, traumatische Erlebnisse, Verletzungen, Verlust, Stress in der Schule oder im Studium, beruflicher Stress…
Schreibe alles auf, was für dich bedeutsam war. Das muss niemand ausser dir verstehen und kann so etwas sein wie «der Junge aus der 5. Klasse» oder «in den Ferien in Italien».
2 Aktuelle Stressoren
Schreibe alles auf, was dich momentan stresst. Lass dich von den Ideen oben inspirieren.
3 Persönlichkeitsmerkmale
Es gibt bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, die zu Stress beitragen. Beispiele dafür sind: du bist perfektionistisch, du möchtest allen gefallen, du bist sehr selbstkritisch, du hast hohe Ansprüche an dich selbst, du stellst Bedürfnisse von anderen vor deine eigenen, du hast Schwierigkeiten anderen gegenüber Grenzen zu zienen, du hast wenig Selbstvertrauen, du bist oft angespannt oder ängstlich, du bist eher pessimistisch, du hast Schwierigkeiten, deine Gefühle wahrzunehmen oder auszudrücken, ...
So funktioniert’s
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Wähle ein Thema von einer der drei Listen und schreibe 20 Minuten darüber. Überlege nicht zu viel. Fang einfach auf und schreibe alles auf, was dir zu dem Thema in den Sinn kommt. Stelle dir vor, das Thema ist eine grosse Stadt und du kannst nun neugierig jede Ecke davon entdecken. Zensiere dich nicht selbst und habe keine Angst vor der Wahrheit. Lasse alle Gefühle zu, die in dir hochkommen und schreibe alles auf, auch wenn es beängstigend, beschämend oder hässlich ist.
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Mache nach der Schreibübung eine 10-minütige Meditation für Selbstmitgefühl. Das hilft dir dabei, dich wieder besser zu fühlen und gibt dir etwas Zeit, um die Gefühle zu verarbeiten, die möglicherweise beim Schreiben in dir hochgekommen sind. Du kannst dafür eine Meditation von YouTube verwenden.
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Am besten nimmst du dir jeden Tag Zeit, um zu Schreiben.
Weitere Infos zu JournalSpeak findest du auf der Website von Nicole Sachs. Falls du keine Probleme mit English hast, empfehle ich dir, auch in ihren Podcast "The Cure For Chronic Pain" reinzuhören.