Kindheit und Schmerz
Wie würdest du dich fühlen,
wenn dein eigenes Kind so aufwächst, wie du?
Savannas Geschichte
Savanna musste sich als Kind die Liebe ihrer Eltern verdienen und wurde emotional vernachlässigt. Sie entwickelte dadurch Schlafstörungen und wurde überangepasst. Als Jugendliche hat sie ihren ersten Freund. Der behandelt sie ähnlich wie ihre Eltern – verschickt private Bilder von ihr an seine Freunde und macht sie runter. Savanna entwickelt eine Migräne. Später als Erwachsene heiratet sie und bekommt Kinder. Da ihr Mann ein Alkoholproblem entwickelt und aggressiv wird, wenn er getrunken hat, hat sie Angst um ihre Kinder. Sie entwickelt einen Reizdarm und hat immer wieder Migräneattacken. Als sie einen Fahrradunfall hat, verletzt sie sich leicht. Doch, obwohl ihre Verletzungen verheilen, bleiben chronische Rücken- und Kopfschmerzen zurück. Ausserdem wird Savanna depressiv. Warum?
Stressige Kindheit mit Nebenwirkungen
Negative Erlebnisse in der Kindheit, wie Missbrauch, Vernachlässigung, Gewalt, Scheidung, Abhängigkeit oder ähnliches, führen dazu, dass bestimmte Pfade im Gehirn stärker ausgebaut werden.
Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Stress in der Kindheit und dem Risiko als Erwachsener eine Depression oder eine Angststörung zu entwickeln - was ja auch irgendwie Sinn macht. Weniger offensichtlich, aber genauso erwiesen ist: Stress in der Kindheit führt auch zu einem erhöhten Risiko für chronische Schmerzen im Erwachsenenalter.
Entwicklung des Gehirns
Wie das genau funktioniert, ist noch nicht klar. Was man weiss ist, dass Stress in der Kindheit die Entwicklung bestimmter Gehirnregionen beeinflusst (Amygdala, Präfrontaler Cortex, Hypocampus). In diesen Gehirnregionen werden unter anderem Emotionen, Erinnerungen und Angst verarbeitet. Veränderungen in diesen Bereichen können zu einer erhöhten Wachsamkeit, dauerndem Grübeln über negative Erlebnisse und einer erhöhten emotionalen Reaktion bei Stress führen.
Die Pfade im Gehirn sind so gelegt, dass das Gehirn schneller Alarm auslöst, als bei Personen, die eine sichere Kindheit hatten.
Ich hatte aber eine schöne Kindheit!
Auch wenn du in deiner Kindheit nichts Traumatisierendes erlebt hast, lohnt es sich doch, folgende Frage zu stellen:
Wie würde ich mich fühlen, wenn mein eigenes Kind so aufwächst, wie ich?
Kommen dir dabei Erlebnisse in den Sinn, von denen du nicht möchtest, dass das eigene Kind sie erlebt, macht es Sinn, da genauer hinzuschauen. Solche Erlebnisse haben die meisten Erwachsenen in ihrer Kindheit, was nicht heisst, dass es eine schlechte Kindheit war. Aber dennoch können auch «kleine» Ereignisse, die Entwicklung des Gehirns beeinflussen.
Und nun?
Es mag vielleicht beängstigend klingen, dass das Gehirn sich in einer bestimmten Richtung entwickelt hat. Aber keine Angst, du bist nicht alleine! Alle Menschen werden durch ihre Kindheit geprägt. Ausserdem muss es nicht für immer so bleiben, da das Gehirn neuroplastisch ist und sich durch bestimmte Techniken beeinflussen lässt.
Falls du dich weiter damit beschäftigen möchtest, kann ich dir dieses Video von Dr. Howard Schubiner empfehlen: