Stress und Schmerz
"Warum klappst du bei dem ganzen Stress nicht zusammen?"
"Keine Zeit!"
Was passiert im Körper bei Stress?
Bei Stress reagiert der alte Teil unseres Gehirns: das Reptiliengehirn und das Säugetiergehirn. Sie entwickelten sich, als es tatsächlich noch ums nackte Überleben ging. Unsere Vorfahren mussten gefährliche Situationen richtig einschätzen und entsprechend reagieren. «Jemand will mich fressen», «da ist ein Feuer» oder «jemand dringt in mein Revier ein», waren Gefahren, die nach einer körperlichen Reaktion verlangten: Kampf, Flucht oder Totstellen.
Heute heisst Gefahr «Mist, Steuerrechnung, aber leeres Konto», «Shit, heute ist der Abgabetermin!», «Tim verkauft schon wieder meine Idee als seine Eigene!» Eine körperliche Reaktion ist da eher weniger erforderlich. Tim wegen seinem unkollegialen Verhalten eine reinzuhauen oder sich unter den Tisch zu verkriechen, ist keine angemessene Reaktion.
Unser Bodyguard sagt uns kämpfen, totstellen oder abhauen. Unser rationales Gehirn - Neo sagt uns aber, dass das keine angemessenen Reaktionen sind. Trotzdem reagiert unser Körper.
Der Bodyguard befiehlt: «Stresshormone ausschütten!» Unter anderem kommen dann Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol zum Einsatz. Der Puls und der Blutdruck steigen und wir bekommen einen Tunnelblick. Die Verdauung und andere Funktionen des Körpers, die gerade nicht unbedingt nötig sind, werden heruntergefahren. Unser aktiver Teil des Nervensystems, der Sympathikus, wird aktiviert. Lässt der Stress wieder nach, kommt sein Gegenspieler, der Parasympathikus, zum Zug. Er bringt die Verdauung in Schwung, beruhigt den Herzschlag und lässt den Körper regenerieren.
Ist Stress gefährlich?
Der Sympathikus ist per se nicht schlecht oder gar schädlich. «Stress» in diesem Sinne ist sogar gesund für uns. Schwierig wird es, wenn der Stress nicht mehr nachlässt und sich der Sympathikus nicht mehr erholen kann. Dann können die Hormone mit der Zeit nicht mehr abgebaut werden.
Es kann zu Übergewicht, einem geschwächten Immunsystem, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, Verdauungsproblemen, Herzerkrankungen, Depressionen, Konzentrationsschwierigkeiten und anderen Symptomen kommen.
Hält der Stress über Jahre an, wird zu wenig Cortisol produziert und das Immunsystem ist so geschwächt, dass der Körper nur noch bedingt auf Entzündungen, Infekte oder unkontrolliertes Zellwachstum reagieren kann. Dann sind Krebs und chronisch entzündliche Krankheiten nicht mehr weit.
Auf Planet Wissen gibt es dazu ein tolles Erklärvideo:
Stress und Schmerz
Langanhaltender Stress verstärkt vorhandene Schmerzen. Unter Umständen kann sich die Amygdala vergrössern, was die Angstreaktion und damit auch die Schmerzen verstärkt. Das Schmerzsystem wird sensibler und das vegetative Nervensystem (zu dem der Sympatikus gehört) steigert die Schmerzen. Dadurch entsteht auch eine höhere Muskelspannung.
Zusammengefasst in den Worten von Roland Schreiber:
«Chronischer Stress macht krank, dick und dumm. Er kann auch Schmerzen aufrechterhalten, weil dauernd die Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin vorhanden sind, die das Schmerzsystem sensibilisieren.»
Roland Schreiber: Dem SCHMERZ die Stirn bieten, Der Schweizerische Beobachter (Herausgeber),
Zürich: Ringier Axel Springer Schweiz AG, 2020.
Wie werde ich Stress-los?
In unserer Gesellschaft ist es wahrscheinlich unmöglich Stress vollständig abzuschütteln. Du kannst jedoch lernen mit Stress besser umzugehen und dem Körper die Ruhepausen zu geben, die er braucht. Bei den Werkzeugen im Bereich Wellness-Oase findest du ganz viele Ideen und Techniken, wie du Stress anders begegnen kannst.