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Identität und Schmerz

Wer bist du?

Und wenn ja, wie viele?

Identität verändert sich

Im Laufe des Lebens verändert sich unsere Identität immer wieder. Wir definieren uns…
 

… über die Rollen, die wir einnehmen (Mutter, Sohn, Handwerkerin, Europäer),
… über Emotionen, die wir fühlen (fröhlich, dankbar, depressiv, traurig)
… über Charaktereigenschaften (treu, lustig, nett, ehrlich)
… über Vergleiche (reicher / ärmer, dicker / dünner, klüger / dümmer)

Die grosse Krise

Lang anhaltende Schmerzen führen oft zu einer Identitätskriese: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr arbeiten kann? Wo ist meine Fröhlichkeit hin? Wer bin ich ohne meinen Sport? Warum kann ich nicht mehr bei allem dabei sein? Was bleibt mir noch von meinem früheren ICH?

Oft werden die chronischen Schmerzen unbewusst zu einem Teil der eigenen Identität:

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Alles, womit wir uns identifizieren, gehört zu uns. Ob gut oder schlecht, Teile loszulassen, tut weh.

Stell dir vor…

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Stell dir vor, du hättest keine Schmerzen mehr.


Was würdest du dadurch verlieren? Was würde dann von dir verlangt werden? Was würdest du von dir selbst verlangen?

Für viele Menschen sind Schmerzen unbewusst ein Schutzschild, mit dem sie sich vor dem ZU VIEL schützen können. Es fühlt sich einfacher an, zu sagen: «Sorry, ich kann nicht, ich habe heute zu grosse Schmerzen.» als «Sorry, es ist mir gerade zu viel.»

Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass

meine Schmerzen mich innehalten lassen.

Ich kann mich nicht blindlings und total begeistert in eine Sache hineinstürzen und erst zu spät merken, dass ich mir zu viel aufgehalst habe. Hätte ich keine Schmerzen mehr, müsste ich mich selbst bremsen und meine hohen Ansprüche an mich selbst runterschrauben.

Stell dir vor, du würdest nie wieder über deine Schmerzen sprechen.

Wie fühlt sich das für dich an?
 

Es kann gut sein, dass deine Schmerzen für dich das Gesprächsthema Nummer eins geworden sind. Schliesslich musst du dich jeden Tag mit ihnen beschäftigen. Aber was passiert sonst noch in deinem Leben? Wofür interessierst du dich? Und falls du nun denkst: «nichts» wird es höchste Zeit wieder mehr Farbe in dein Leben zu bringen😊. Wenn du nicht weiss, wo du anfangen sollst: Nimm am Leben von anderen Menschen teil. Lebe durch ihre Erlebnisse, frag nach, sei neugierig!

Stell dir vor, du hast in fünf Jahren keine Schmerzen mehr.
 

Wie sähe dein Leben aus?

 

Dann überlege dir: Was davon kannst du jetzt schon umsetzen? Vielleicht kannst du noch keinen Marathon rennen, aber einen kleinen Spaziergang machen. Die Weltreise ist noch nicht möglich, aber vielleicht ein Ausflug in die nächste Stadt. Versuche deine Grenzen immer wieder ein wenig zu verschieben und deinen Interessen trotz Schmerzen nachzugehen. Das macht dich nicht nur zufriedener, sondern längerfristig auch resistenter gegen den Schmerz.

Mein neues ICH

Lasse dein Leben weniger vom Schmerz bestimmen und schaffe Platz für dein ICH. Was interessiert DICH? Was möchtest DU von deinem Leben? Welche Abenteuer möchtest DU erleben?

Tipp: Es kann helfen, sprachlich Distanz zu gewinnen. Anstatt zu sagen: «Ich bin chronischer Schmerzpatient», kannst du sagen: «Ich habe Schmerzen erlebt» oder «Ich fühle gerade Schmerzen». Dadurch gehören die Schmerzen nicht zu deiner Person, sondern zu etwas, das du erlebt hast (hier bewusst die Vergangenheit – wer weiss schon, wie es dir morgen geht?).

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