
Bibi
Reizdarmsyndrom, Säurereflux, Leaky-Gut-Syndrom, chronische Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen
Es macht nichts, wenn niemand genau die gleichen Symptome hat wie du!
WELTWEIT


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Der Anfang
Meine ersten Symptome haben begonnen, als ich fünfzehn war. Damals hatte ich Probleme mit dem Essen. Ich habe mich stark mit anderen verglichen, wollte unbedingt dünn sein und war sogar neidisch auf die Disziplin von Magersüchtigen. Ich habe sehr viel Sport gemacht und alles drehte sich um mein Aussehen. Rückblickend weiss ich, dass ich um jeden Preis die Kontrolle haben wollte. Das hat auch viel damit zu tun, dass meine Kindheit traumatisch war.
Eine «ganz normale» Familie
Von aussen hätte man unserer Familie nichts angemerkt. Wir hatten Geld, meine Eltern waren gebildet und es fehlte uns eigentlich an nichts. Doch bei uns zuhause herrschte oft eine sehr schwere Atmosphäre. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, haben sich aber auch nach der Scheidung sehr oft gestritten. Meine Mutter hatte immer wieder depressive Phasen und war auch suizidal. Sie hat ihre Probleme ungefiltert mit uns besprochen. Ich habe schon als Kind gelernt, sehr wachsam zu sein und war oft angespannt und ängstlich. Ich wollte einfach, dass alle glücklich sind. Um Konflikte im Keim zu ersticken, hatte ich immer meine Fühler ausgestreckt, versucht zu erspüren, was andere gerade brauchen. Meine eigenen Bedürfnisse habe ich schon früh hintenangestellt.
Die chronischen Schmerzen beginnen
Als ich 22 Jahre alt war, hatte ich meine Probleme mit dem Essen und dem vielen Sport ganz gut in den Griff bekommen. Ich habe soziale Arbeit studiert, ging gerne weg und genoss das Studentenleben. Doch dann hatte ich plötzlich starke Schmerzen in meinem Hals, Sodbrennen und saures Aufstossen. Das war sehr beängstigend! Ich konnte keine säurehaltigen Lebensmittel mehr essen. Milchprodukte und auch Alkohol lösten unglaubliche Schmerzen aus.
Sechs Monate lang fand niemand heraus, was mit mir nicht stimmte. Dann entdeckte man, dass ich eine Pilzinfektion hatte. Das ist extrem selten, aber zum Glück mit den richtigen Medikamenten einfach behandelbar. Die Medikamente schlugen bei mir an, die Infektion war weg, doch die Schmerzen waren immer noch da! Die Ärzt*innen meinten, dass meine Nerven immer noch feuern, weil sie so lange Schmerzen wahrgenommen haben und nun nicht realisieren, dass die Gefahr vorbei ist. Sie verschrieben mir weitere Medikamente, die jedoch nicht halfen. Auch gegen das saure Aufstossen nahm ich immer noch Medikamente (PPIs) und meine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf meine Gesundheit und meine Ernährung. Meine unbeschwerte Studentenzeit war schon lange Vergangenheit und ich hatte das Gefühl, dass mir mein ganzes Leben genommen wurde.
Mit 24 wurden die Symptome etwas besser und ich hatte sogar schmerzfreie Phasen. Ich nahm noch Medikamente, fühlte mich aber sonst nicht mehr so eingeschränkt. Dann startete ich als Sozialarbeiterin in einem Heim für Jugendliche, die wegen einem schwierigen Umfeld nicht mehr zuhause leben konnten. Die Arbeit war stressig. Die Jugendlichen waren teilweise sehr aggressiv und es gab dauernd Konflikte. Ich verglich mich mit meinen Arbeitskolleg*innen, die offensichtlich gut damit umgehen konnten und hatte das Gefühl zu sensibel für diesen Job zu sein. Ich war immer angespannt, ängstlich und fühlte mich nicht wohl. Aufgeben war aber keine Option! Ich dachte, ich müsste einfach durchziehen und würde mit der Zeit abhärten.
Ausgebrannt
Mein Körper zeigte Ermüdungserscheinungen. Ich war dauernd erschöpft, mir war schwindelig und hatte seltsame Kopfschmerzen. Ein Blutbild zeigte, dass ich zu wenig Eisen hatte, doch auch als der Eisenspeicher wieder aufgefüllt war, fühlte ich mich nicht besser. Ich dachte, wenn mein Körper nur mitspielen würde, könnte ich auch endlich in meinem Job ankommen.
Irgendwann wurden die Kopfschmerzen so stark, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Ich fiel in ein tiefes Loch aus Schmerzen. Die Kopfschmerzen waren so stark, dass nichts mehr machen konnte. Selbst mit meinem Freund zu sprechen, war unglaublich anstrengend.
Aus drei Wochen Arbeitsunfähigkeit wurden vier, dann waren es zwei Monate. Ich war regelmässig in der Physiotherapie und habe auch eine psychosomatische Therapie angefangen. Zwischendurch ging es mir wieder besser. Doch immer, wenn ich wieder zurück zur Arbeit wollte, hat der Schmerz mich von Neuem überrollt und nichts ging mehr. Bei der Arbeit waren sie leider nicht sehr verständnisvoll und haben immer wieder nachgefragt, wann ich denn endlich wieder zurück komme. Das hat mich zusätzlich unter Druck gesetzt.
Niemand kann mir helfen
Irgendwann nahmen auch meine Verdauungsprobleme wieder zu. Ich konnte kaum auf die Toilette und hatte starke Schmerzen. Bei einer Untersuchung fand man einen Parasiten. Ich war unglaublich erleichtert! Immerhin dafür hatte ich nun eine Erklärung. Doch als der Parasit weg war, verschwanden die Schmerzen nicht.
In meinem Zustand war es mir nicht möglich zurück zur Arbeit zu gehen. Ich hatte seit fünf Monaten jeden Tag unglaublich starke Kopfschmerzen und grosse Angst davor, mich wieder in dieses aufgeladene Umfeld zu begeben. Mein Arbeitgeber war mit seiner Geduld am Ende und löste den Vertrag auf. Die Psychotherapeutin, bei der ich damals war, hat bestimmt einen guten Job geleistet. Doch ich fühlte mich nicht wirklich verstanden und hatte oft den Gedanken «Ja, aber hilft mir das, weniger Schmerzen zu haben?!»
Ich fühlte mich unglaublich alleine! Jeden Tag hatte ich schlimme Schmerzen und niemand schien mir helfen zu können. Hinzu kamen meine Sorgen um meine Zukunft: War das nun mein Leben? Würde ich je wieder arbeiten können? Wie lange würde mein Freund unter diesen Umständen noch bei mir bleiben? …
Ein kleiner Funken Hoffnung
In meiner Verzweiflung versuchte ich alle möglichen Behandlungsmethoden. Mit meinen Magen-Darm-Beschwerden wandte ich mich schliesslich an eine alternative Ernährungsberaterin. Sie riet mir, sofort alle meine Medikamente abzusetzen und verschrieb mir eine sehr strikte Diät. Ich durfte nur noch Proteine, einige Früchte, Eier und Kokosjoghurt essen und bekam Unmengen an Nahrungsergänzungsmitteln. Milchprodukte, Weizen, Gluten, Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten, Auberginen), Getreide und Früchte waren verboten. Ich möchte wirklich betonen, dass solche extremen Ernährungsformen niemandem helfen. Das hat meine Furcht vor bestimmten Lebensmittel noch verstärkt. Auch die Vorstellung meine Medikamente abzusetzen, machte mir Angst. Als ich recherchierte, wie ich die Medikamente loswerden konnte, googelte ich stundenlang zum Thema chronische Schmerzen. Das hat schlussendlich dazu geführt, dass ich Mind Body Medicine und damit Nicole Sachs Podcast entdeckt habe. Schon die erste Folge löste in mir ein Gefühl aus, das ich schon lange nicht mehr gefühlt hatte: Hoffnung! Ich war nicht alleine! Da war jemand, der wie ich war und dem es heute wieder gut geht. Anzunehmen, dass meine Schmerzen keine körperliche Ursache haben, sondern neuroplastisch sind, fiel mir sehr schwer. Aber ich spürte, dass ich meiner Wahrheit auf der Spur war.
JournalSpeak & Curable
Ich startete mit Nicole Sachs Programm und machte jeden Tag JournalSpeak. Gleichzeitig arbeitete ich mit einer Therapeutin an meinem Kindheitstrauma. Zu Beginn war ich davon überzeugt, dass ich einfach hart arbeiten musste und so meine Schmerzen zum Verschwinden bringen könnte. Die Erfolgsgeschichten von den Leuten im Podcast motivierten mich. Ich wollte so sein, wie sie. Doch irgendwo in mir drin, war ich immer noch davon überzeugt, dass mit meinem Körper etwas nicht stimmt.
Durch die Curable App habe ich mir noch mehr Wissen über Schmerzen angeeignet und habe versucht, mir mein Leben zurückzuholen. Früher bin ich gerne Laufen gegangen, habe jedoch wegen der Schmerzen damit aufgehört. Nun fing ich wieder damit an, obwohl ich Schmerzen hatte. Ich wusste nun, dass das Laufen an sich für meinen Körper nicht gefährlich war. Ganz langsam begann ich mich wieder mehr zu bewegen. Obwohl ich Schmerzen hatte, traf ich mich wieder mit meinen Freunden und ging aus. Ich wollte wieder normal essen können und holte Schritt für Schritt Lebensmittel zurück in meine Ernährung. Ich erinnere mich noch, wie sehr ich es gefeiert habe, als ich den ersten Joghurt seit langem gegessen habe und danach nicht sofort unter starken Schmerzen gelitten habe!
Eine Achterbahn aus Gefühlen
Am Anfang war es schon sehr herausfordernd! Es ging hoch und runter und manchmal war ich neidisch auf die Leute, die ihre Geschichte in den Podcasts erzählten. Bei ihnen schien die Symptome viel schneller besser zu werden… Hinzu kam, dass ich einen neuen Job angefangen hatte. Ich hatte grossen Respekt davor! Was, wenn ich wieder in dieses dunkle Loch aus Schmerz fallen würde? Doch schon bald merkte ich, dass mir die Arbeit sehr entsprach. Ich wusste wieder, warum ich soziale Arbeit studiert hatte! Ich arbeitete mit geistig beeinträchtigen Menschen. Es war herausfordernd und anstrengend, aber ich hatte nette Kollegen, die beeinträchtigten Menschen können unglaublich süss sein und ich fühlte mich in dieser herzlichen Umgebung sehr wohl. Endlich hatte ich wieder das Gefühl, Menschen wirklich helfen zu können. Durch die Ablenkung dachte ich weniger über die Schmerzen nach und oft waren die Schmerzen bei der Arbeit weniger schlimm als am Wochenende.
Was für mich funktionierte
Mit den Meditationen, den Podcasts, dem Somatic tracking und dem Panic-Booster auf der App (den ich zu dieser Zeit oft benutzte) hatte ich schon einige Fortschritte machen können. Aber ich brauchte mehr Unterstützung auf meinem Weg. Deshalb meldete ich mich für die Curable Groups an. Das machte für mich einen riesigen Unterschied! Im Moment treffe ich mich ausserdem einmal im Monat mit einer Therapeutin, die auf neuroplastische Schmerzen spezialisiert ist. Es ist sehr beruhigend, mit ihr meine Symptome besprechen zu können. Sie kann mir sehr gut erklären, warum die Symptome auftauchen und weshalb ich mir deswegen keine Sorgen machen muss.
JournalSpeak mache ich nicht mehr. Im Rückblick hat das für mich nicht funktioniert. Am meisten arbeite ich heute mit Somatic Tracking und geführten Meditationen. Entscheidend ist für mich aber, wie ich durch den Tag hindurch mit mir selbst umgehe. Manchmal merke ich, dass ich gerade etwas richtig Fieses über mich gedacht habe oder spüre, dass alte Ängste hochkommen, obwohl eigentlich alles gut ist. Durch mein Trauma war ich immer sehr angespannt und entweder in der Vergangenheit oder der Zukunft. Inzwischen gelingt es mir besser im Hier und Jetzt zu sein und Momente zu geniessen. Ich bin unglaublich dankbar für alles, was ich wieder tun kann und habe das Gefühl ein zweites Lebens geschenkt bekommen zu haben!
Mein Weg
Schmerzfrei bin ich nicht. Meistens habe ich ungefähr zwanzig Prozent der ursprünglichen Schmerzen. Aber komplett schmerzfrei zu sein, ist inzwischen nicht mehr mein oberstes Ziel. Ich habe mein Leben zurück und das ist das Wichtigste.
Wenn du am Anfang von deiner Reise stehst, kann ich dir folgendes mitgeben: Vertraut darauf, dass es deinem Körper gut geht. Wage zu Träumen! Du setzt dir deine Grenzen selbst, das heisst, du kannst sie auch selbst verschieben. Es macht nichts, wenn niemand genau die gleichen Symptome hat wie du. Es kann dir trotzdem besser gehen. Der Weg ist hart, aber es lohnt sich!